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Long-Term Asset Return Study | The Age of Disorder Quelle: https://www.epge.fr/wp-content/uploads/2020/09/The-age-of-disorder.pdf

Kleine Geldentscheidungen mit großen Vermögensauswirkungen

Was Geldentscheidungen und Vermögensaufbau angeht, werden entscheidende Weichen schon in frühen Jahren gestellt. Womöglich schon vom ersten Lebensjahr an. Wenn nämlich Eltern – sowie Verwandte und Freunde – Goldmünzen und Spareinlagen (und Unmengen an Kleidung und Spielsachen) verschenken, oder für ihr Kind ein Wertpapierdepot eröffnen damit es am wirtschaftlichen Erfolg der Menschheit teilnehmen kann.

Nach einigen Jahren wird dann ein junger Teenager entweder nicht verstehen, warum Goldmünzen und Sparguthaben nicht ausgegeben werden dürfen, obwohl man doch so viele Verwendungen dafür hätte. Oder interessiert fragen, wie es sein kann, dass die Ersparnisse der vergangenen 15 Jahre um ganze 50% mehr wert sind. Und was es bedeutet, dass diese 50% eigentlich nur 30% sind, weil es auch Inflation gibt.

Der eine Teenager wird Sparsamkeit als unendlich unerträgliche Plage erfahren, der andere als interessant und sinnvoll. Deshalb wird sich Letzterer wahrscheinlich auch eher mit dem Thema aktiv auseinandersetzen.

Haben diese Kinder jedes Jahr in Summe 1.200 EUR1Sieht man von den ärmsten 25% der Bevölkerung ab, so dürften 1.200 EUR/Jahr, bzw. 100 EUR/Monat plausibel sein. Die weiteren Berechnungen beruhen auf der Annahme, dass Aktien eine reale Nettorendite, also nach Abzug einer 2%igen Inflation und nach Abzug von Kosten in der Höhe von 1%, in der Höhe von 3,5% p.a. bieten. Diese Rendite bezieht sich auf den MSCI World. Über die letzten 50 Jahre hinweg beträgt die Bruttorendite des MSCI World etwa 6,75% bekommen, so wird sich der eine, mittlerweile Erwachsene, im Alter von 25 Jahren, im besten Fall über 30.000 EUR auf dem Sparkonto, bzw. in der Goldtruhe, freuen. „Im besten Fall“ aus zwei Gründen:

Erstens, weil Sparbuchsparen im Grunde vor allem Verzicht bedeutet. Regelmäßiger Verzicht auf Kleinigkeiten, damit man sich in Zukunft etwas – hoffentlich – Wertvolles kaufen kann. Und weil das der menschlichen Natur widerspricht, lassen sich nur die wenigsten Menschen langfristig darauf ein. Junge Menschen erst recht nicht. Es ist nur zu verständlich, dass nennenswerte Sparguthaben ihren 18. Geburtstag selten überleben.

Und Zweitens, weil Sparguthaben in der Regel eine negative Nettorendite bieten, die 30.000 EUR in Wirklichkeit also eher etwa 28.000 EUR2unter der Annahme, dass die Sparguthaben real – also Sparzinsen abzüglich 2% Inflation – mit -0,5% verzinst werden wert sind.

Der andere junge Erwachsene wird mittlerweile nicht mehr verwundert sein, dass aus 30.000 EUR „im Schlaf“ 60.000 EUR werden. Und er wird mittlerweile begriffen haben, was Inflation ist, und in welcher Weise sie sich immer und überall auf das Leben auswirkt.

Das schwierigste dabei ist jedenfalls nicht das ständige Verzichten, sondern die starken Kursverluste, die Wertpapiere alle paar Jahre wieder verzeichnen. Solche Kursverluste gefasst zu ertragen ist essenziell und man erlernt es natürlich umso leichter, je früher man damit beginnt und je kleiner die involvierten Beträge sind.

Wie auch immer, in Summe wird es vermutlich so aussehen, dass der eine 25 Jahre junge Erwachsene ungefähr 35.000 EUR auf seinem Konto sehen wird, und der andere in etwa 60.000 EUR. Der Unterschied ist beachtlich, entscheidender ist jedoch, wie sich diese Ergebnisse auf das weitere Leben der beiden auswirken wird.

Ich schätze, dass einer der beiden Erwachsenen schon seit längerem ungeduldig auf eine Gelegenheit wartet, endlich eine handfeste Verwendung für seine Opfer der letzten Jahre zu finden. Um endlich zu erleben, wofür er so viele Jahre verzichtet hat. Mit 25, in den ersten Jahren des Berufslebens, ist die Entscheidung in den meisten Fällen recht einfach: Ein eigenes Auto oder die Anzahlung für ein Eigenheim.

Der andere junge Erwachsene steht hingegen vor einer Frage, die gegensätzlicher nicht sein kann: Ein Auto kaufen und dieser magischen Selbstvervielfältigung meines Vermögens ein Ende setzten? Sicher nicht! Dem Ganzen mit einer Anzahlung für ein Eigenheim ein Ende setzten und gleichzeitig monatliche Kreditraten leisten, anstatt mein Vermögen weiterhin jeden Monat mit Einzahlungen beim Wachstum zu unterstützen? Unwahrscheinlich!

Die Frage, die sich dieser junge Erwachsene wahrscheinlich (und diese Wahrscheinlichkeit ist bei Männern vermutlich 3x so hoch, wie bei Frauen) stellen wird ist: Was muss ich tun, damit ich statt 3,5% pro Jahr wenigstens 5,5% an den Kapitalmärkten verdiene? So schwer kann das ja wohl nicht sein. Ich meine, ok, ich war bisher jung und unerfahren. Aber mittlerweile kenne ich mich aus und habe ausreichend Erfahrung gesammelt.

Es gibt nur eine vernünftige Antwort auf diese Frage. Die Kurzform: Nein, tu das nicht. Denke nicht einmal daran.

Die Langform: Durchschnittliche Renditen am Kaptalmarkt zu erhalten ist viel einfacher, als man glaubt. Überdurchschnittliche Renditen zu erhalten ist unglaublich schwieriger, als man vermutet.

Warum das so ist, werde ich in naher Zukunft hier3in Arbeit…, hier4coming soon… und hier5es. dauert. noch. …, und vielleicht auch noch hier6echt jetzt?… ausbreiten. Für den Anfang sollte folgendes reichen:

Um an den Kapitalmärkten nachhaltig einen einzigen Prozentpunkt mehr als den Durchschnitt zu erhalten, braucht man großes Interesse am Thema, intensive theoretische und praktische Auseinandersetzung mit der Materie und mindestens 4 Stunden pro Tag über die nächsten Jahrzehnte. Etwas Begabung und ein bisschen Glück sollte man sich nebenbei auch wünschen.

Wenn man das alles, entgegen aller Wahrscheinlichkeiten, schafft, dann bleibt noch immer das neu hinzugekommene Risiko, dass man es zukünftig nicht mehr schafft. Dass man, trotz aller Anstrengung, schlussendlich sogar eine geringere Rendite erhält, als die durchschnittliche.

Das Schlimmste daran: all das für ein, zwei zusätzliche Prozent Rendite wovon? Von 50.000 oder 100.000 Euro? Ähnlich wie hier macht es Sinn sich zu überlegen, was das eigentlich bedeutet. Ob es nicht viel vernünftiger wäre, einfach ein kleines bisschen mehr zu sparen, als sich das alles anzutun und noch dazu zusätzliche Risiken einzugehen.

Nicht zuletzt muss man bedenken, ob die gerade beschriebene Zeit und Energie nicht im eigenen Beruf besser investiert wäre? Hat man womöglich den falschen Beruf gewählt? Und hat man dann nicht viel größere Probleme, als ein paar hundert, oder sogar ein paar tausend Euro mehr Rendite pro Jahr?

In Summe bedeutet das: Man darf seinen Weggefährten bemitleiden, der nach 25 qualvollen Jahren des aufgedrängten Verzichts seine Ersparnisse nun in einem neuen Auto versenkt, oder in eine Jahrzehnte dauernde Verpflichtung zu monatlichen Tilgungsraten umwandelt. Man darf jedoch nicht einmal mit dem Gedanken spielen, seine Anlagestrategie ändern. Schon gar nicht bevor das Anlagevermögen nicht mehrere hunderttausend Euro übersteigt.

Und es wäre ratsam, das bisher so erfolgreiche Spar-und Anlageverhalten weiterzuführen. Nun nicht mehr mit Zuwendungen von Eltern und Verwandten, sondern mit einer nennenswerten Sparquote vom eigenen Einkommen. Am besten eine Sparquote die so hoch ist, dass die Wohnkosten plus Sparbetrag 60% des Nettoeinkommens ausmachen. Ein Betrag, der in etwa dem entspricht, was unser Weggefährte für seine Kredittilgung aufwendet.

Tut man das, so wird man in den kommenden Jahren vor allem vor der Frage stehen, ob man sich nun doch ein Eigenheim zulegen, oder weiterhin in Miete leben soll.

Den wesentlichen Vorteil, den unser aufgeklärter Anleger dabei im Vergleich zu den allermeisten seiner Mitmenschen haben wird ist der, dass er frei, sachlich und klar die vielen verschiedenen Argumente abwägen kann. Weil er eben schon seit frühester Jugend umfangreiche Erfahrung mit Vermögensangelegenheiten sammeln konnte. Und, noch viel wichtiger, weil für ihn Sparen und Anlegen keine Last darstellt, sondern ihm sogar Freude bereitet. Die meiste Zeit, jedenfalls.

Hat man einmal die Vorteile eines wundersam wachsenden Finanzvermögens erlebt, dann erscheinen jedenfalls die Vorteile eines Eigenheims plötzlich nicht mehr so einzigartig. Eher als Luxus, den man sich nur wohlüberlegt leisten sollte.

Aufgrund seiner umfangreichen Auseinandersetzung mit privaten(!) Finanz-und Anlagethemen wird er bei der Entscheidungsfindung zwei wichtige Aspekte in seinen Fokus stellen: Nämlich (a) viele wichtige Antworten erhält man, indem man sich einfach die relevanten Zahlen genau ansieht, und (b) nicht alles was gemessen werden kann ist wichtig, und nicht alles, was wichtig ist, kann gemessen werden7frei nach George Vaillant.

Eine objektiv richtige Antwort gibt es hier jedenfalls nicht. Die Chancen sind allerdings überdurchschnittlich groß, dass unser Held, bzw. unsere Heldin die subjektiv richtige Antwort findet. Eile besteht keine: je länger der Kauf des Eigenheims aufgeschoben wird, desto günstiger wird dieses Geschäft8weil eben Zinsen nicht an die kreditgebende Bank fließen, sondern an den/die sparende(n) Anleger(in) , und desto flexibler und freier bleibt unser(e) Held(in).

Im Alter von irgendwo zwischen 35 und 45 Jahren wird sich bei unserer Heldin durch konsequentes Sparen und weiterhin einfach gehaltenes Investieren ein so großer Betrag angehäuft haben, dass sie sich damit ein ansehnliches Eigenheim kaufen könnte. Und zwar in Bar, und mindestens genauso ansehnlich wie jenes, für das ihr Weggefährte mit 25 Jahren eine Hypothek aufgenommen hatte, für die er noch weitere 10-15 Jahre Tilgungsraten abbezahlen muss.

Das ist einerseits natürlich erfreulich: Ganz offensichtlich mehr Vermögen als eine typische Vergleichsperson UND wesentlich größere Entscheidungsfreiheit. Andererseits wird mit größerem Finanzvermögen auch die Gefahr größer, dass man falsche Entscheidungen trifft.

Entweder sehr überlegt und durchdacht: Das Finanzvermögen ist jetzt schon deutlich größer als 100.000 Euro und es fühlt sich immer verantwortungsloser an, ihm einfach "nur" eine "durchschnittliche“ Rendite zugutekommen zu lassen. Ein Gefühl, das kurioserweise umso stärker ist, je besser die bisherige Rendite war; und noch kurioser: je erfolgreicher man in seinem eigenen Beruf ist. In jedem Fall ein Gefühl, das nur Schlechtes verheißt.

Oder instinktiv, in Panik: Es ist nämlich leichter als junger Erwachsener zu sehen, wie sich sein noch eher überschaubares Finanzvermögen halbiert, als dasselbe als reifer Erwachsener zu erleben, wenn das Finanzvermögen schon beachtliche Ausmaße angenommen hat. Auch wenn es nur vorübergehend und eben nur auf dem Papier so ist.

Das Beste bleibt auch weiterhin, nichts an der bisherigen Strategie zu ändern. Das immerhin Zweitbeste wäre, die volatilen Aktienanlagen angemessen zu reduzieren, auch wenn dafür geringere Renditen akzeptiert werden müssten. Oder was auch immer, jedenfalls alles erdenklich Erforderliche tun, damit dieses prachtvolle Finanzvermögen nicht durch unplanmäßiges panisches Handeln vernichtet wird. Als Aktienanleger darf man zwar unglaublich hohen Renditen erwarten, man muss aber gleichzeitig erwarten, dass man alle 20-30 Jahre massive Kursverluste an den Aktienmärkten erleben wird. Diese Unberechenbarkeit ist schließlich der Preis, den man für die hohen Renditen zahlen muss.

Der beste Schutz vor desaströsen Entscheidungen ist eine Vertrauensperson, bzw. ein Kreis von Vertrauenspersonen, mit der/dem man seine Angelegenheiten besprechen kann. Am besten Personen mit spezieller Erfahrung auf den relevanten Gebieten, aber Personen ohne entsprechende Kenntnisse sind in jedem Fall besser, als gar keine Vertrauensperson(en).

Wichtig für den Erfolg ist es einen Plan zu machen, den Plan zu verfolgen und über den Plan und dessen Umsetzung regelmäßig zu sprechen. Es ist nicht nur wichtig, sondern meistens auch interessant, spannend und anregend. Außerdem ist es unendlich wichtiger als die Entscheidungen betreffend verschiedene Anlageklassen, Fonds oder irgendwelcher Einzeltitel.

Ist dann irgendwann die Zeit für den Ruhestand gekommen, taucht eine vollkommen neue Herausforderung auf. Nach vielen Jahrzehnten, in denen man sein Vermögen gehegt und gepflegt hat, und es durch Höhen und abgrundtiefe Tiefen begleitet hat, muss man jetzt lernen, es mit Freude zu dezimieren. Es also für das zu verwenden, wofür es eigentlich vorgesehen ist: Den eigenen Ruhestand zu verschönern, vielleicht auch nahestehende Menschen finanziell zu unterstützen, oder sogar auch vollkommen fremden Menschen Freude zu bereiten.

Im Idealfall wird man sich mit Null von der Bühne verabschieden, nachdem man sich mit seinem Vermögen schon zu Lebzeiten die größtmögliche Freude bereitet hat. Was natürlich viel leichter gesagt, als getan ist, und darüber hinaus praktische Probleme birgt.

Wenn man schon sehr früh damit begonnen hat, sich mit dem Thema Geld und Vermögen auseinanderzusetzten; wenn man schon seit langer Zeit Gefallen daran gefunden hat, mit Vertrauenspersonen über entsprechende Themen zu sprechen; wenn man sich so ein sachliches und entspanntes Verhältnis zu Geld und Vermögen geschaffen hat, dann stehen die Chancen ziemlich gut, dass man diesem Idealfall erfreulich nahe kommt.

Kapitalmärkte, und insbesondere Aktien, spielen dabei eine wesentliche Rolle. Die Daten sind in dieser Hinsicht eindeutig. Der beste Zeitpunkt damit zu beginnen war vor vielen Jahren. Der Zweitbeste ist immerhin heute.

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