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Vermögen > Konsum

Menschen verwenden den Großteil ihrer wertvollen Lebenszeit dafür, materielle Werte zu schaffen. Das beginnt in früher Kindheit, im Kindergarten, wo Kleinkinder auf ihre Ausbildung und das Schulwesen vorbereitet werden, setzt sich in ihrer Ausbildungszeit fort und mündet schließlich im Berufsleben. Grob gesagt verwendet der Mensch also ein Drittel von 60 Jahren dafür, materielle Werte zu schaffen. Um sein Überleben zu sichern, einerseits, großteils jedoch, um Sie machen sich aber nur wenige Gedanken darüber, wie sie diese Werte verwenden. Obwohl heute alle Menschen noch nie dagewesene Möglichkeiten und Freiheiten haben, überlassen sie diese Entscheidung hauptsächlich den Vorgaben und Einflüssen der Konsumgüterindustrie. Was dazu führt, dass jene, die diese Industrien besitzen immer mehr Reichtum erlangen und jenen, die das Angebot der Industrie annehmen, immer nur gerade so viel bleibt, dass die Wirtschaft weiter wachsen kann.

Das soll nicht als Kritik an der Industrie oder am vorherrschenden Wirtschaftssystem verstanden werden. Wirtschaftsbetriebe tun das sehr gut, wofür sie bestimmt sind. Das vorherrschende Wirtschaftssystem hat uns zu dem einzigartigen Wohlstand verholfen, den wir heute genießen. Entscheidend ist jedoch, sich über die Konsequenzen, und möglicherweise negativen Aspekte dieser Konstellation, einige Gedanken zu machen. Vor allem über den Umstand, dass der ständige Zuwachs an Wohlstand mit jedem Jahr ungleicher verteilt wird.

Die eigentliche Ursache dafür wurde bereits eingangs angedeutet: Eine Minderheit besitzt Unternehmen und profitiert vom Konsum. Und eine Mehrheit verwendet das Ergebnis ihrer Talente und Anstrengungen (ihr Einkommen) dafür, zu konsumieren. Erstere streben nach Werten, die Geld schaffen, Letztere streben nach Waren, die Geld vernichten. Unterstützung finden beide von der Finanzindustrie: Erstere, um mittels (Investitions-)Krediten mit weniger Eigenmitteln mehr Werte zu besitzen, Letztere, um mittels (Konsum-)Krediten mit weniger Eigenmitteln mehr zu konsumieren. Das ist die eigentliche Ursache, sowohl für die stetig wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, als auch für den stetig wachsenden Unterschied zwischen wohlhabend und superreich.

Nicht jeder kann oder will Unternehmer werden, und nur wenige haben die Möglichkeit, sich an Unternehmen zu beteiligen oder Immobilien zu besitzen. Aber es gibt nur eine Möglichkeit um dieser Entwicklung entgegenzuwirken: weniger konsumieren, als man verdient, und die Differenz sinnvoll anlegen. Um zu sparen, muss man sich der Konsumgüterindustrie entgegenstellen und teilweise sozialen Zwängen widerstehen. Auch wenn die Anstrengungen der Konsumgüterindustrie legitim und für unseren Wohlstand hilfreich sind: es besteht kein Zwang, sich diesen bedingungslos auszuliefern.

Sparen ist nicht reizvoll, es bedeutet Verzicht. Investieren erfordert Zeit, Energie und das Treffen von informierten Entscheidungen. Das Ergebnis ist mit großer Wahrscheinlichkeit überwältigend. Aber eben nur mit großer Wahrscheinlichkeit. Und außerdem liegt es in ferner Zukunft. Da ist es viel einfacher und verlockender, Konsumwünschen nachzukommen. Das verlockende Angebot ist unendlich und das Erfolgserlebnis ist garantiert und sofort spürbar.Diese Ambivalenz hat viel Ähnlichkeit mit einem gesunden Lebenswandel. Jeder weiß was zu tun ist, um gesund und fit zu sein, aber nur die Wenigsten verhalten sich entsprechend. Jetzt vor dem Fernseher mit einem üppigen Essen im Sofa versinken und genießen. Oder eine Stunde Bewegung an der frischen Luft und danach eine gesunde Mahlzeit – um auch in 20 Jahren noch fit und gesund zu sein.

Aber es gibt einen entscheidenden Unterschied – eine gute Nachricht. Um gesund und fit zu bleiben, muss man konsequent und regelmäßig etwas tun. Sich mehr Zeit für Einkauf, Kochen und Essen nehmen, sich regelmäßig ausreichend bewegen, etc. Um ein Vermögen aufzubauen muss man hingegen konsequent und regelmäßig nichts tun. Hat man sich einmal angemessen informiert und einen Plan zurecht gelegt, so ist dann das Wichtigste nichts zu tun. Nicht laufend die Entwicklungen an den Finanzmärkten verfolgen, nicht laufend sein Portfolio überprüfen und schon gar nicht laufend anzupassen. Was leichter gesagt, als getan ist. Es ist eigentlich das Schwierigste an der ganzen Sache. Der eigentliche Schlüssel zum Erfolg. Wir sind gewohnt zu hören/zu sagen: „Steh nicht so herum, tu endlich etwas!“ Beim Investieren führt jedoch genau das Gegenteil zum Erfolg: „Steh herum, tu endlich nichts!“

Ist man einmal so weit, bewusster zu konsumieren und einen Teil seines Einkommens zu sparen, so steht man vor einer deutlich größeren Herausforderung: Wie soll ich das Ersparte anlegen? Wer hilft mir dabei? Oft ist das Fehlen einer überzeugenden Antwort auf diese Frage der eigentliche Grund dafür, dass man erst gar nicht spart. Warum schmerzhaft auf Konsum verzichten, wenn es ohnehin keine Möglichkeit gibt, Erspartes sinnvoll anzulegen? Erst recht dann, wenn es sich bei dem Ersparten insgesamt nur um wenige tausend Euro handeln würde.

Bisher war diese Gefühl der Hilflosigkeit berechtigt: Es fehlt, speziell in Mitteleuropa, an entsprechender Bildung und Tradition. Von staatlicher Seite wird praktisch nichts in dieser Richtung unternommen. Experten, soweit diese zu finden sind, stehen im Dienst von Unternehmen, die vor allem ihren Eigentümern verpflichtet sind. Sie agieren primär als Verkäufer und nur in einem entfernten Sinn als Berater. Aber es hat sich in den letzten Jahren etwas entscheidend verändert: Heute stehen jedem alle notwendigen Informationen jederzeit zur Verfügung. Es liegt an jedem selbst, sich zu informieren, sich eine Meinung zu bilden und informierte Entscheidungen zu treffen.

Die Entscheidung zwischen Konsum und Vermögen hat weitreichende Auswirkungen auf das Leben jedes Menschen. Sie sollte es jedem Menschen wert sein, sich mit diesem Thema wenigstens einige Tage, wenn nicht Wochen, zu befassen. Es geht hier schließlich um die Summe des erwirtschafteten Einkommens – dem Ergebnis der eigenen Talente und jahrzehntelanger Anstrengungen.

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