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Kognitive > Verzerrungen

Der berühmteste Wirtschaftswissenschaftler unserer Gegenwart heißt Daniel Kahneman1Daniel Kahneman: … ist ein israelisch-US-amerikanischer Psychologe und emeritierter Hochschullehrer, der 2002 mit Vernon L. Smith den Wirtschafts-Nobelpreis erhielt. Die zugrundeliegende, ausgezeichnete, Prospect-Theory entwickelte er mit Amos Tversky und er ist Psychologe. Bis zum Ende des letzen Jahrhunderts versuchte die Forschung wirtschaftliche Zusammenhänge – in Anlehnung an die Naturwissenschaften – ausschließlich mit mathematischen Formeln und ausgeklügelten Modellen zu beschreiben. Ausgangspunkt war immer der,  Homo Oeconomicus genannte, rationale Mensch.

Die an die Naturwissenschaften angelehnte Ökonometrie hat durchaus bemerkenswerte Leistungen erbracht, ihre Erkenntnisse liefern jedoch nur ein grobes Bild, bieten nur einen breiten Rahmen und berücksichtigen vor allem nicht, dass menschliches Verhalten nicht mit Formeln beschrieben werden kann. Es ist möglicherweise auch nicht der Anspruch dieser Wissenschaft, aber Entscheidungsträger benötigen gut durchdachte Grundlagen, um ihre Handlungen vor ihren Vorgesetzten oder ihren Wählern rechtfertigen zu können. Auch wenn diese Grundlagen nicht dafür vorgesehen sind. Entscheidungsträger müssen handeln und sie müssen ihre Handlungen irgendwie (vor allem wenn sie sich bei Vorgesetzten oder Wählern rechtfertigen müssen) begründen. Sie ziehen die beste Begründung heran, die zur Verfügung steht, auch wenn sie (noch) nicht unbedingt dafür geeignet ist (vor allem, wenn es ihr persönliches Wohlergehen nicht direkt beeinflusst). Dass sich Wissenschaftler nicht immer gegen solchen Druck widersetzten können, ist verständlich und menschlich.

So empfingen jene Marktteilnehmer die Erkenntnisse von Wissenschaftlern wie Daniel Kahneman als erste mit offenen Armen, deren eigenes Geld auf dem Spiel stand. Jene, die lieber meistens ungefähr richtig liegen, als manchmal genau falsch.

Daniel Kahneman begann gemeinsam mit seinem Kollegen Amos Tversky um die 1970er seine Forschungen und gewann 2002 den Alfred-Nobel-Gedächtnispreise für Wirtschaftswissenschaften „…für die Integration von Erkenntnissen aus der psychologischen Forschung in die Wirtschaftswissenschaften, insbesondere in Bezug auf das menschliche Urteilsvermögen und die Entscheidungsfindung unter Unsicherheit.“ 2The Sveriges Riksbank Prize in Economic Sciences in Memory of Alfred Nobel 2002.

Die Erkenntnis destilliert:

  • Menschen handeln nicht immer rational. Insbesondere bei Entscheidungen unter Unsicherheit.
  • Jeder Mensch unterliegt kognitiven Verzerrungen. Insbesondere jene, die sich gefeit sehen.
  • Man kann sich diesen Verzerrungen nie endgültig entziehen, auch wenn man sich ihrer vollkommen bewusst ist.

Kahneman behauptet von sich selbst, dass er, obwohl er sich seit Jahrzehnten intensiv mit dem Thema beschäftigt, nicht bedeutend weniger anfällig für kognitive Verzerrungen ist, als andere Menschen. Man kann sie bestenfalls reduzieren, aber das geht nur mit Hilfe von Tricks und mit sehr großer psychischer Anstrengung. Auf die Frage, welche der Verzerrungen er am liebsten eliminieren würde, wenn er einen Zauberstab hätte, antwortete er: „Selbstüberschätzung:, es ist die Verzerrung, die den größten Schaden anrichtet“3Daniel Kahneman: „What would I eliminate if I had a magic wand? Overconfidence“ (The Guardian; 18. Jul 2015)

Daher auch sein Rat an Investoren, einfach weniger Entscheidungen zu treffen. Die Praxis scheint ihm Recht zu geben. Auch was Selbstüberschätzung betrifft: Frauen sind die besseren Investoren (traue ich mich mal einfach so zu behaupten), weil sie weniger zu Selbstüberschätzung neigen.

In ähnliche Richtung wie Kahneman, aber aus anderer Perspektive, argumentiert auch Warren Buffet, wenn er im Jahresbericht 2016 von Berkshire Hathaway schreibt: „Im Laufe der Jahre wurde ich oft um Anlageberatung gebeten, und ich habe dabei viel über das menschliche Verhalten gelernt. Meine regelmäßige Empfehlung war ein kostengünstiger S&P 500 Indexfonds. Zu ihrem Verdienst sind meine Freunde, die nur über bescheidene Mittel verfügen, meinem Vorschlag gefolgt. Ich glaube jedoch, dass keiner der megareichen Einzelpersonen, Institutionen oder Pensionsfonds diesem Rat gefolgt ist, wenn ich ihn ihnen gegeben habe. Stattdessen danken mir diese Investoren höflich für meine Gedanken und machen sich auf den Weg, um den Sirenengesang eines hochpreisigen Managers zu erhören oder, im Falle vieler Institutionen, eine andere Art von Hyperhelfer, genannt Berater, zu finden. … Die Reichen haben gewöhnlich den Eindruck, dass es ihnen in ihrem Leben zusteht, das beste Essen, die beste Schule, die beste Unterhaltung, Unterkunft, plastische Chirurgie, Sportticket, was auch immer, zu bekommen. Sie haben das Gefühl, dass ihr Geld es ihnen ermöglichen sollte etwas besseres zu kaufen, als das, was die Massen erhalten.“4Berkshire Hathaway Inc. 2016 Annual Report.

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