“Ich habe sehr früh gelernt, dass es einen Unterschied macht, ob man den Namen von etwas kennt oder ob man etwas weiß.”
_Richard Feynman
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Man muss nicht verstehen wie Geld funktioniert, um unvorstellbar reich zu werden. Es reicht wenn man weiß, wie es funktioniert. So, wie man als Passagier nicht verstehen muss, wie ein Flugzeug fliegt, als Bankdirektor nicht, wie das Kreditwesen funktioniert, oder als normaler Mensch, wie der menschliche Körper am Leben bleibt. Man wird andererseits nicht unbedingt besser mit Geld umgehen, wenn man versteht, wie es funktioniert. Aber es hilft, wenn man eine gewisse Ahnung davon hat. Man wird meistens weniger Angst vor Turbulenzen beim Fliegen haben, seltener wegen Krisen auf Steuergelder angewiesen sein und viel seltener erkranken (und sich hoffentlich gesünder ernähren und mehr Bewegung machen). Etwas verstehen, und nicht nur wissen, macht das Leben leichter.
Es reduziert den Anteil des Glücks oder des Zufalls, der benötigt wird, um ein gewünschtes Ergebnis zu erreichen. Bei Geld beeinflusst der Unterschied zwischen wissen und verstehen unser Leben, ähnlich wie bei der Gesundheit, entscheidend. Um unvorstellbar reich zu werden reicht es aus zu wissen, dass ich für meine Produkte Geldscheine bekomme, mit denen ich kaufen kann, was immer ich will. So wie es genügt zu wissen, dass ich essen und trinken muss, um 100 Jahre alt zu werden (mir wird sicher auch auffallen, dass ich verdaue, ich brauche jedoch nicht zu verstehen, wie und warum). Es wird aber eher selten der Fall sein, weil der Anteil des Glücks, bzw. des Zufalls, der dann nötig ist, um so ein Ergebnis zu erreichen, viel höher sein muss.
Die Grundlagen unseres Geldsystems sind nicht ganz leicht zu verstehen, weil die Funktionsweise von Geld unseren alltäglichen Erfahrungen widerspricht. Hat man erst einmal die Grundlagen verstanden, ist man noch lange kein Experte, aber man weiß dann zumindest entscheidend mehr, als der Großteil der Bevölkerung. Man weiß dann vielleicht noch nicht, wie man das Geldwesen verbessern könnte, aber man wird falsche oder sogar irreführende Aussagen und Standpunkte erkennen können. Und man wird sowohl eigene Folgerungen und Standpunkte besser begründen, als auch fremde besser beurteilen können.
Übrigens auch meine eigenen, die mir hier zeitweise entkommen. Es kann mir ein Denkfehler unterlaufen sein (dann wäre ich für einen Hinweis sehr dankbar), oder ich kann eine Behauptung aufgestellt haben, die subjektiv unschlüssig ist – dann weiß die geschätze Leserin noch konkreter, warum sie nicht zustimmt.
Wirtschaftliches Handeln begleitet und formt uns unser gesamtes Leben und beeinflusst unser Leben jeden Tag maßgeblich. Geld spielt dabei eine zentrale Rolle. Geld, und in direkter Konsequenz Geldpolitik und Wirtschaftspolitik, ist kein naturgegebenes, sondern ein menschliches Konstrukt, das von Menschen geformt wurde und laufend angepasst wird. Bei Geldpolitik gibt es kein objektives Richtig oder Falsch, sondern nur Meinungen, die wiederum bestimmte Weltbilder widerspiegeln.
Ich denke daher, dass der Leitspruch der Aufklärung beim Thema Geld besonders treffend ist: „Sapere aude!“1 Zitat von Horaz („Dimidium facti, qui coepit, habet: sapere aude, / incipe“) von Immanuel Kant interpretiert und zum Leitspruch der Aufklärung erklärt: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
Mich selbst hat das Thema schon seit meiner Studienzeit gefesselt. Ich habe über Jahre hinweg, wenn auch nur sporadisch, immer wieder versucht, Geld endlich zu verstehen. Weder mein Wirtschaftsstudium, noch verfügbare Lehrbücher oder Fachliteratur waren dabei hilfreich (ich verstand erst im Nachhinein, warum das so war). Den letzten Versuch unternahm ich nach der Finanzkrise 2008, weil ich unbedingt verstehen wollte, wie sich die neue Politik der Notenbanken auf die Kapitalmärkte auswirken würde. Die Offenbarung kam für mich in Form einer Veröffentlichung der „Bank of England“. 2„Money creation in the modern economy“, Quarterly Bulletin 2014 Q1, https://www.bankofengland.co.uk/quarterly-bulletin/2014/q1/money-creation-in-the-modern-economy Es war für mich die erste schlüssige Erklärung des Bank- und Kreditwesens. Ich war verwundert, dass so eine Darstellung erst 2014 verfügbar war, aber das ist eine andere Geschichte. Die „Deutsche Bundesbank“ ließ das jedenfalls nicht lange auf sich sitzen, und stellt seit etwa 2017 ähnliche Informationen zur Verfügung. Mittlerweile sogar in hervorragender Weise. 3 „Das ökonomische Bildungsangebot der Bundesbank“, https://www.bundesbank.de/de/service/schule-und-bildung
Ich hoffe, dass meine zukünftigen Beiträge erhellend (für mich selbst in jedem Fall; nichts verschafft mehr Klarheit, als über ein Thema zu schreiben) und kurzweilig sind. Großartig wäre für mich, wenn diese Beiträge zu spannenden Einblicken zu Themen wie
- Bankwesen
- Kreditwesen
- Geldpolitik
- Staatsschulden
- Inflation
- Devisenmärkte
- Gold, Kryptowährungen, etc.
verhelfen können. Den besten Einstieg dazu bietet die Geschichte des Geldes. Sie ist durchaus spannend und außerdem eine unerläßliche Grundlage für das Verständnis aller weiteren Dimensionen und Aspekte unseres heutigen Kreditwesens.
Für Hinweise zu Fehlern jeder Art und für anregende Kommentare bedanke ich mich im Voraus sehr herzlich.