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Wie kompetente Vermögensberater Renditen erhöhen

Unter unseren frühen Vorfahren hat es bestimmt solche gegeben, die nicht beim ersten verdächtigen Rascheln im Busch panikartig das Weite suchten. Das waren die besonders coolen, aber es gibt sie nicht mehr. Sie sind alle irgendwann von einem Raubtier gefressen worden, bevor sie sich ein vorsichtigeres Verhalten aneignen hätten können.

Es hat Vermutlich auch solche gegeben, die für jede noch so kleine unbekannte Gefahr wertvolle Energie für eine Panikreaktion vergeudeten. Jedes Mal. Weil solche Panikreaktionen Unmengen an Energie erfordern, sind auch sie ausgestorben. An Erschöpfung, oder Unterernährung.

Überlebt haben nur unsere direkten Vorfahren. Sie reagierten nicht nur in Bruchteilen von Sekunden auf existenzielle Bedrohungen, sie lernten auch unglaublich schnell, der Amygdala sei Dank. Sie ist an der Furchtkonditionierung beteiligt, ordnet einmal erlebte Gefahrensituationen ein und stößt angemessene Körperfunktionen an.

Aufmerksame Eltern können das bestätigen: wenn ein schlafender Säugling das erste Mal den lauten Knall einer zufallenden Türe wahrnimmt, wird er blitzschnell hellwach. Alle seine Sinne sind laserscharf auf die nachfolgenden Ereignisse gerichtet. Wenn nichts Bedrohliches passiert, wird er bald wieder einschlafen und beim nächsten Knall, wenn überhaupt, nur sehr wenig reagieren. Stark beschleunigt wird dieser Lernprozess, wenn sich zufällig die Mutter beim Säugling befindet, und er die angemessene Reaktion von ihr ablesen kann.

Der erforderliche Energieaufwand für solche Reaktionen ist gefährlich groß und energiewirtschaftlich gesehen sehr ineffizient. In Verbindung mit der bemerkenswerten Lernfähigkeit sind diese Reaktionen allerdings der Grund, warum wir, und nicht andere Varianten unserer Vorfahren, heute auf dieser Welt leben.

Solche Reflexe werden vom Hirnstamm kontrolliert. Dem ältesten Teil des Gehirns, den übrigens auch Kakerlaken oder Echsen in ähnlicher Form besitzen. Wenn es um Kontrolle geht, ist der Hirnstamm der ultimative Boss.

Der zweitälteste Teil, das limbische System, darf seine Anliegen wie Hunger, Freude, Schmerz, Triebe, etc., nur dann melden, wenn der Hirnstamm das OK gibt, sich also nicht im Alarmzustand befindet. Die Amygdala ist Teil des limbischen Systems, daher werden wir immer zuerst erschrecken und vorbeugend mit Adrenalin vollgepumpt, wenn etwas Unerwartetes passiert. Damit unser Körper für Flucht oder Kampf bereit ist. Erst wenn die Amygdala im zweiten winzigen Bruchteil einer Sekunde vom Hirnstamm die Erlaubnis erhalten hat, ihren Kommentar beizusteuern, werden wir uns entweder gleich wieder beruhigen, oder in Panik bleiben.

Der jüngste Teil ist das Großhirn, der Ort in dem unter anderem kognitives Denken stattfindet. Er verhilft uns zwar zu mentalen Wunderleistungen, ist aber für das Überleben eher unwichtig. Er darf daher nur dann aktiv werden, wenn das limbische System das OK gegeben hat.

Warum ich mir anmaße, mich in die fremden Gefilde der Neurowissenschaften zu verirren? Nun, auch wenn meine Beschreibungen nur annäherungsweise die Wirklichkeit beschreiben können, sie dürften ausreichend zutreffen und hängen folgendermaßen mit meinem Gebiet zusammen:

Wenn man in Aktien investiert, was ausgesprochen empfehlenswert ist, dann wird man regelmäßig zusehen müssen, wie Anlagevermögen erheblich an Wert verliert. Solche Verluste versetzen Menschen in Panik, weil sie als nicht einschätzbare, nicht kontrollierbare und vor allem noch nie erlebte existenzielle Gefahr wahrgenommen werden. Sobald Panik einsetzt, haben das Großhirn und der Großteil des limbischen Systems absolute Sendepause, und der Hirnstamm übernimmt die Kontrolle. Bekanntlich interessieren ihn weder Gefühle, Stimmungen oder Triebe, noch der zivilisatorische Fortschritt, und er blockiert auch jegliche diesbezügliche Zwischenrufe. Ihn interessiert ausschließlich das blanke Überleben. In diesem Fall die unverzügliche Beseitigung der Gefahr, indem die Aktien ohne Wenn und Aber verkauft werden.

Wenn man in Aktien investiert, was ausgesprochen empfehlenswert ist, dann sind solche Paniksituationen verheerend. Für das Anlagevermögen immer, meistens auch für die mentale Verfassung der involvierten Personen.

Solche Situationen erst gar nicht entstehen zu lassen, ist die einfachste, unkomplizierteste und wohl deswegen die gängigste Methode um das zu vermeiden. Einfach den Aktienanteil in einem Portfolio auf ein verkraftbares Niveau senken, und schon ist das Problem gelöst. Das allgemein bekannte 40:60 Verhältnis von Aktien zu Anleihen, bzw. 60:40 für „dynamische“ Portfolios. Mit dem zusätzlichen Vorteil, dass praktisch jede Person mit Schulabschluss und ein paar Wochenenden Intensivschulung „fähig“ ist, solche Anlagelösungen zu vertreiben. Was üblicherweise auch genau so geschieht.

Und alle sind glücklich: Der Anleger freut sich über hohe Renditen (?) mit geringem Risiko (?), der Berater wird seine „Kunden“ nicht verlieren und die Fondsverwalter feiern.

Allerdings ähnelt eine solche Betreuung gespenstisch dem Hausarzt, der für jedes noch so kleine Symptom Unmengen an Untersuchungen empfiehlt, und für jedes noch so kleine Leiden das passende Medikament zur Hand hat. Das macht alle Beteiligten glücklich: der Patient fühlt sich vorzüglich betreut, dem Arzt wird keine Aufsicht und kein Richter je etwas vorwerfen können und die Pharmaindustrie feiert.

Was auf der Strecke bleibt ist der Mehrwert, den ein kompetenter Berater Anlegerinnen schuldig ist.

Der liegt weder im Zusammenstellen eines 40:60 Portfolios, noch im geschickten Aussuchen der aktuell jeweils besten Investmentfonds. Ersteres ist heute nun wirklich keine Kunst mehr, und zu Letzterem fehlen erwiesenermaßen die Fähigkeiten. Berücksichtigt man dann noch die, manchmal noch immer viel zu hohen, Spesen, dann könnten sich die meisten Anleger den ganzen Aufwand sparen und einfach gleich alles in Staatsanleihen anlegen. Die Differenz wäre nicht auffällig.

Der Mehrwert liegt in der kompetenten Auseinandersetzung mit Risiken vor dem Hintergrund der jeweils individuellen Gegebenheiten der Anlegerinnen. Und dieser Mehrwert kann gewaltig sein.

Natürlich sind nicht alle Menschen für 100% Aktien geschaffen, aber schon durch einen um 10 Prozentpunkte höheren Aktienanteil macht sich ein kompetenter Vermögensberater allemal bezahlt. Ich hege überdies die starke Vermutung, dass weitaus mehr Menschen mit einer 80:20 Aufteilung problemlos glücklich sein können, wenn sie entsprechend begleitet werden.

…liegt darin,

  • Anlegerinnen zu erläutern, warum Renditen mit Risiken verbunden sein müssen
  • mit ihnen zu erarbeiten, welche Risiken sie eingehen sollten, und wieviel sie davon überhaupt benötigen
  • sie auf die mit Risiken verbundenen Herausforderungen vorzubereiten und bei der Bewältigung solcher Herausforderungen zu begleiten

Eine kompetent beratene Anlegerin wird für ihre Kinder selbstverständlich zu 100% in Aktien anlegen1und sicher nicht in mündelsichere Anlagen; werden solche Anlagen Kindern bis zu ihrer Geschäftsfähigkeit eigentlich noch immer gesetzlich aufgezwungen?, und sie wird womöglich auch ihr eigenes Anlagevermögen bis zu ihrem Pensionsantritt zu 100% in Aktien halten. Es wäre sogar wenig überraschend, wenn sie (dem Rat von Warren Buffett folgend2s. Seite 20 des Jahresberichts aus dem Jahr 2013) auch dann den Aktienanteil ihres Anlagevermögens nie unter 90% fallen ließe.

Zwei zentrale Grundlagen für ein solches Vorhaben, und hier schließt sich der Kreis zu meinen neurowissenschaftlichen Ausflügen von vorhin, sind ein »einfaches Portfolio« und eine »schriftliche Vereinbarung« mit sich selbst.

Damit ist ein Portfolio gemeint, das in nicht wenigen Fällen nur ein einziges Finanzinstrument enthält. Meistens sind es nicht mehr als drei und erst ab einer beträchtlichen Vermögensgröße werden es 5-10 sein.

Bei den Finanzinstrumenten wird es sich ausschließlich um sehr breit gestreute Indexprodukte3Indexfonds oder ETFs handeln, grundsätzlich. Nicht nur, weil sie so günstig und effektiv sind, sondern vor allem auch, weil sie tatsächlich verstanden werden können.

Je besser man in Gefahrensituationen die Quelle der Gefahr versteht, desto höher ist die Chance, dass man nicht in Panik gerät. Wenn in Marktturbulenzen die Aktienmärkte um 15%, 30% oder sogar 45% einbrechen, dann kann man als Besitzerin eines ETFs ausschließen, dass man womöglich in das falsche Unternehmen, die falsche Branche, den falschen Industriezweig, das falsche Land, oder die falsche Region investiert hat. Und auch nicht in den falschen Fondsmanager. Hat man nämlich nicht. Der Grund kann ausschließlich bei irgendwelchen weltwirtschaftlichen Turbulenzen4z.B. Immobilienkrise 2008, oder bei wieder einmal verwirrten Spekulanten5z.B. dot-com Blase 2000 liegen. Das passiert, man kann nur hoffen, dass es bald vorbei ist und dass nichts Schlimmeres dahinter steckt. Steckt tatsächlich etwas Schlimmeres dahinter, kann man auch nichts tun. Der Wert des Portfolios zählt dann ohnehin nicht mehr zu den großen Sorgen.

Bei jedem Privatanleger besteht die Gefahr, dass er an irgendeinem Punkt in Panik, oder zumindest in panikähnliche Zustände geraten wird. Oder sei es nur extremes Unwohlbefinden. Kein Mensch kann in solchen Situationen klar denken. Man kann sich solche Situationen auch nicht ausreichend vorstellen, oder sich auf sie mental vorbereiten. Die einzige Möglichkeit dann dennoch richtig zu handeln besteht darin, im Voraus einen detaillierten Handlungsplan schriftlich festgelegt zu haben, als sich das Großhirn noch melden durfte. Dieser Plan hat dann seinen Zweck erfüllt, wenn er alle Argumente eines in Panik geratenen Gehirns entkräften kann. Er ist perfekt, wenn er sogar dazu beiträgt, die Panik zu beenden.

Um das zu erreichen, muss die bestehende Anlagestrategie umfassend beschrieben und schlüssig argumentiert sein. Darauf aufbauend muss festgelegt sein, unter welchen konkreten Voraussetzungen die Strategie, bzw. das Portfolio angepasst werden soll, und in welcher Weise diese Anpassung umzusetzen ist. Auch wenn es nicht unbedingt hilfreich ist, aber man kann hier so viele Sondersituationen und Sondervarianten berücksichtigen, wie man will. Man kann den Plan auch regelmäßig nach Belieben anpassen und ergänzen, entscheidend ist, dass solche Überlegungen vom Großhirn gemacht werden.

Die schriftliche Form ist wichtig, weil man sich unmöglich an alle Details und Begründungen über längere Zeit hinweg erinnern kann. Schon gar nicht über Jahre und noch viel weniger bei drohendem Ungemach. Solche Details sind jedoch wichtig, um einem panischen Gehirn wirksam entgegnen zu können.

Maßgeblich verstärkt wird die Effektivität des Handlungsplans, wenn man ihn als Vereinbarung mit sich selbst aufsetzt. Nicht zuletzt, um dem „panischen ich“ in Erinnerung rufen zu können, dass es ein Versprechen an das „sachliche ich“ abgegeben hat. Und dass schon alleine das Andeuten der Absicht dieses Versprechen zu brechen, der Beweis dafür ist, dass es, das „panische ich“, im Unrecht ist.

Sowohl die Zusammenstellung eines einfachen Portfolios, als auch das Aufsetzten der Vereinbarung kann man sicherlich selbst schaffen. Formell jedenfalls.

Meine Erfahrung hat mir allerdings gezeigt, dass die Erfolgsaussichten markant steigen, wenn sich Anleger für dieses Vorhaben Unterstützung zur Seite holen. Manche, wie beispielsweise der legendäre Nick Murray, gehen sogar so weit zu behaupten, dass erfolgreiche Vermögensverwaltung ohne kompetente Unterstützung unmöglich ist.

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