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Sie suchen also den besten Vermögensverwalter?

Von einem herausragenden Vermögensverwalter erwartet man vor allem, dass er über ein Expertenteam verfügt, das sich mit Vermögensverwaltung und Kapitalmärkten besonders gut auskennt. Besitzt man ein besonders großes Vermögen, dann wird man darüber hinaus erwarten, dass ein Vermögensverwalter Zugang zu den exklusivsten, weil eben besten1die besten Fondsmanager können mit ihrer speziellen Strategie nur ein begrenztes Volumen verwalten, Fondsmanagern verfügt.

Bei der Suche nach den besten Möglichkeiten haben die Stiftungen der Eliteuniversitäten in den USA die mit Abstand besten Voraussetzungen: sie verfügen wohl unbestritten über die formale Expertise, um ein hervorragendes Team zusammenzustellen; ihr Ruf ermöglicht es ihnen, die Experten, die sie sich wünschen, auch zu bekommen; gleiches gilt auch für die exklusivsten Fondsmanager; und, last but not least, verfügen sie über ein Vermögen das so groß ist, dass auch der größte und exklusivste Anbieter gerne mit ihnen ins Geschäft kommen würde.


Kein noch so großes Privatvermögen, auch kein Family-Office, und schon gar kein einfacher Privatanleger kann von besseren Voraussetzungen ausgehen.

Und trotz solcher einzigartigen Voraussetzungen sind die Ergebnisse dieser renommierten Institutionen, wie Robin Wigglesworth kürzlich in einem FT-Beitrag2»The death of the Yale Model?« Alternative tales of investment returns; Apr 1 2025 ausführte, ernüchternd: die Rendite über die letzten zehn Jahre betrug im Durchschnitt 6,8%3 NACUBO-Commonfund Study. Nicht schlecht, allerdings ein bisschen schlechter, als ein einfaches 70:30 Portfolio, mit dem man über den gleichen Zeitraum eine jährliche Rendite von 6,9%4 Morningstar Balanced 70/30 erzielt hätte.

Ein gewichtiger Grund für diese unterdurchschnittliche Leistung der besten aller besten Vermögensverwalter ist der ungehemmte Appetit auf sogenannte alternative Investments, hier insbesondere Private Equity, aber auch Hedge Funds, Venture Funds, Private Credit, Immobilienfonds und sonstige „exklusive“ Fondsstrategien. Geweckt wurde dieser Appetit vermutlich durch die einzigartige Performance, die David Swensen und sein Team über viele Jahre für die Yale-Stiftung lieferten. Oberflächlich betrachtet hat ihnen eine bis dahin unüblich starke Übergewichtung von eben solchen alternativen Investments, und eben insbesondere Private Equity Strategien, zu der allerseits beneideten Performance verholfen. Swensen’s Strategie war so unüblich und so erfolgreich, dass sie sogar einen eigenen Namen, »das Yale-Modell«, bekommen hat.

Aber eben nur oberflächlich betrachtet. Näher betrachtet ist die konkrete Strategie das Ergebnis eines einzigartigen Team-Leaders, der ein einzigartiges Team zusammengestellt und auf einzigartige Weise geführt hat. Eingebettet in eine einzigartige Infrastruktur und unterstützt von einzigartigen persönlichen Beziehungen, die Swensen über Jahre aufgebaut hatte.

Er selbst wird zitiert mit der Aussage: »Wenn ein Anleger keinen Zugang zu „unglaublich hoch qualifizierten Fachleuten“ hat, sollte er zu 100 Prozent passiv sein – das gilt für fast alle Privatanleger und die meisten institutionellen Anleger.«5“Unless an investor has access to ‘incredibly high-qualified professionals,’ they should be 100 percent passive – that includes almost all individual investors and most institutional investors.”. Ein ehemaliges Mitglied seines Investmentkomitees, der legendäre Charles Ellis, erklärt noch heute in vielen Interviews, was Swensen genau damit gemeint hat, und warum das so ist. Trotzdem wird es die allermeisten Vermögensverwalter, vor allem die engagiertesten unter ihnen, nicht vom Versuch abhalten, David Swensen nachzuahmen6was eigentlich gut ist, das bringt Fortschritt, aber sie sollten dann für ihr bewundernswertes Engagement schon ihr eigenes Geld riskieren. Eher genau das Gegenteil.

Eine berühmte Ausnahme findet man bei den unprätentiösen Norwegern. Ihr Staatsfonds7verwaltet von NBIM ist mit einem Volumen von über $1.8 Billionen (!) nicht nur viel größer, seine jährliche Rendite über die letzten zehn Jahre ist mit 7,3% auch viel höher, als jene seiner kleinen Mitstreiter.

Die Norweger schaffen das, indem sie passiv weltweit in börsengehandelte Aktien und Anleihen investieren. Aktuell ist die Aufteilung in etwa 70:25, der Rest, weniger als 2% (!) ist Großteils in Immobilien angelegt. Bemerkenswert sind auch die Verwaltungskosten: Mit ca. 0,04% sind sie sogar um einige Male geringer, als entsprechende ETFs. So sind sie eben, die Skandinavier. Ohne jeglichen Sinn für Spielereien wenn es um wirklich wichtige Dinge geht.

Kein Vergleich, übrigens, zu den Verwaltungskosten der Universitätsstiftungen, die bei 1%-3%, also mindestens 25x höher, liegen. Obwohl sie 40x weniger Vermögen zu verwalten haben.

Was bedeutet das für Anlegerinnen, die Vermögen langfristig vernünftige investieren wollen? Erstens, es ist wirklich, wirklich schwierig, überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Will man wirklich nur das Beste für sein Vermögen, dann bietet sich der unspektakuläre Weg der Norweger offenbar an. Glücklicherweise gibt es heute sogar für Kleinstanleger Möglichkeiten, ihn zu verfolgen. Die eigene Intelligenz, Geschicklichkeit und nicht zuletzt Zeit kann man dann für Bereiche verwenden, in denen sie effektivere Verwendung finden.

Zweitens scheint sich die These zu bestätigen, dass Intelligenz, Bildung und Erfahrung für erfolgreiche Kapitalanlage nicht ausreichen, sondern Verhalten bzw. Charakter ausschlaggebend sind. Das kann man immer wieder beobachten, sogar bei Nicolai Tangen, dem CEO von NBIM, der Verwaltungsgesellschaft des Norwegischen Staatsfonds.

Erwiesenermaßen ein Spitzenmanager, mit allen Voraussetzungen, die man sich für einen Vermögensverwalter nur wünschen kann. Und trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, versucht er immer wieder seine Vorgesetzten dazu zu überreden, doch auch in »herausforderndere« Strategien, insbesondere Private Equity, investieren zu dürfen. Sogar er braucht jemanden, der ihn davon abhält Risiken einzugehen, die nicht erforderlich sind. In seinem Fall ist es das norwegische Parlament, das sein Begehren zuletzt 2024 wieder einmal ablehnte.

Erfolgreiche Kapitalanlage ist einfach, sie war noch nie so einfach, wie heute. Aber sie ist nicht leicht. Wer denkt, dass es leicht ist, ist ein Idiot8“It’s not supposed to be easy. Anyone who finds it easy is stupid.”_Charlie Munger. Allerdings liegt die Schwierigkeit nicht in der Auswahl konkreter Märkte, konkreter Instrument oder gar im Konstruieren besonders komplexer Strategien.

Sie liegt in konkreten Einstellungen und Verhaltensweisen. Kapitalmärkte halten eine unermessliche Vielfalt an heimtückischen Fallen bereit, um Anleger vom Erfolg abzuhalten. Der Fokus und wertvollste Mehrwert empfehlenswerter Vermögensberater liegt in diesen Bereichen. Alles andere ist Routine und umso erfolgsversprechender, je einfacher gestaltet.

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